Markus Zappen – ein Spieler beschreibt sein Spiel!

Am Sonntag dem 5. November habe ich im Rahmen unseres Mannschaftskampfes in der Bezirksliga West gegen den Mannschaftsführer von Emmersweiler, Wolfgang Kubsch, gespielt.

Ich eröffnete mit dem Blackmar-Diemer-Gambit und sofort bauten sich immens viele Spannungen auf dem Brett auf. Da man bei dieser Eröffnungsvariante zu Gunsten einer rasanten Figurenentwicklung einen Bauern opfert, darf der Druck im Mittelspiel nicht verloren gehen.

Allerdings kämpfte ich gegen einen äußerst erfahrenen Spieler, der mit einer DWZ von 1656 ca. 160 Punkte mehr als ich auf seinem Konto verbucht. Wolfgang Kubsch gelang es, unter großem Figurenabtausch (auch der Damentausch war zwingend), eine für ihn günstige Ausgangsstellung für das Endspiel zu erzielen. Er hatte ja immer noch einen Bauern mehr auf dem Spielfeld. Ich entschied mich für einen Angriff auf dem Königsflügel, kassierte einen Bauern und mein Gegner erzwang einen Turmabtausch.

Trotz materiellem Gleichstand hatte Wolfgang Kubsch die bessere Stellung. Mein Remis Angebot lehnte er ab.

Was tun? Meine 2 verbundenen Zentralbauern schienen auf dem ersten Blick meine stärkste Waffe zu sein. Und genau die beiden Jungs opferte ich, um den Weg für meinen h-Bauern zu öffnen, der letztendlich das Spiel entschied. Mein Gegner beglückwünschte mich an dem Abend mehrmals für die außergewöhnliche schöne und spannende Schachpartie und für mein gelungenes Endspiel.

Was die „Schönheit“ der Partie betrifft, also die Schaffung eines „schachlichen Kunstwerkes“, dafür sind immer beide Spieler verantwortlich.

Über den Künstler und sein Schaffen las ich einmal: „Das Ungeformte muss er formen, und das Geformte muss er wieder einschmelzen, um zu neuen Formen zu kommen.“

Marcus Zappen, Bezirkliga West, SMM 2017/18, Runde 4

 

Anmerkungen zum Blackmar-Diemer-Gambit:

Das Blackmar-Diemer-Gambit (kurz auch BDG genannt) ist Gambit das  aus dem Blackmar Gambit  entstanden ist. Es entsteht nach den Zügen:

  1. d2–d4 d7–d5
    2. e2–e4 d5xe4
    3. Sb1–c3 Sg8–f6
    4. f2–f3 e4xf3

Der amerikanische Schachspieler Armand Edward Blackmar entwarf den Plan, durch das Bauernopfer 2.e2–e4 d5xe4 mit nachfolgendem 3.f2–f3 Weiß offene Linien und Entwicklungsvorsprung zu verschaffen. Aber mit der Antwort 3. … e7–e5! kann Schwarz Vorteil erreichen.

Der polnische Meister Ignacy Popiel griff die noch nicht ausgereiften Ideen von Blackmar auf und fügte im dritten Zug den 3. Sb1–c3 hinzu. Er wollte jedoch kein Gambit spielen, sondern durch 4. Lc1–g5 den Bauern zurückgewinnen.

Erst Emil Joseph Diemer kombinierte das Blackmar-Gambit mit Popiels Springerzug  und schuf so das Blackmar-Diemer-Gambit. Er brachte sich mit dem Namen des Gambits nur indirekt in Zusammenhang. Stattdessen schrieb erstmals Max Euwe 1951 im Schach-Archiv über das „Blackmar-Diemer-Gambit“. Bis zu diesem Zeitpunkt war das Gambit noch als „Blackmar-Gambit“ bekannt.

Diemer hatte nicht vor, es bis zum Endspiel kommen zu lassen, da er die aggressive Spielweise „Vom ersten Zug an auf vertrat. Tatsächlich bietet das Blackmar-Diemer-Gambit eine Fülle an taktisch hochkomplizierten Varianten. Sehr oft erlangt Weiß auf – leicht passierende – schwarze Ungenauigkeiten erfolgreichen Mattangriff. Gelingt dies nicht, ist mitunter ein in Reserve; scheitert Weiß aber, so ist er üblicherweise materiell so weit im Hintertreffen, dass er vor dem Endspiel aufgeben kann.

An der Frage, ob das BDG korrekt ist, also die Kompensation den Bauern mindestens aufwiegt, scheiden sich die Geister bis heute. Auf Meisterebene wird es kaum gespielt, da die Meinung vorherrscht, bei korrektem Gegenspiel des Schwarzen erhielte Weiß zu wenig Kompensation für den Bauern und käme daher in Nachteil. Dem entgegen stehen die hervorragenden Ergebnisse für Weiß dort, wo das BDG doch gespielt wird – etwa zwei Drittel aller verzeichneten so eröffneten Turnierpartien waren Siege für Weiß.

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